Im Rahmen der Olympischen Sommerspiele 1972 in Kiel und München gab es eine Rahmenveranstaltung, die in der Art bis heute so nicht mehr in Deutschland zu sehen war. Über 300 Teams starteten damals zur Olympia-Rallye´72, die zur Europameisterschaft und für acht nationale Titel gewertet wurde. Durchgeführt wurde die Veranstaltung unter der Schirmherrschaft von Willi Daume, damals Präsident des Organisationskomitees der XX. Olympischen Spiele in München. Die Olympia-Rallye gilt als legendär und als Meilenstein in der deutschen Rallye-Geschichte. In dieser Woche läuft eine Neuauflage der Rallye. 197 Teams in historischen Autos aus den Baujahren 1950 bis 1995 mit 42 verschiedenen Fahrzeug-Marken und 172 unterschiedlichen Fahrzeugtypen aus 9 Nationen machten sich am Montagmorgen in Kiel auf den Weg in Richtung Süden, wo am Samstag in München das Ziel erreicht wird. Schon vor 50 Jahren startete die Rallye bei den Segelregatten in Kiel und führte in die bayerische Landeshauptstadt. Die Revival-Rallye führt über insgesamt 2.252 Kilometer, verteilt auf sechs Tage und 47 Wertungsprüfungen. In der dritten Etappe von Paderborn nach Köln führte die Strecke der historischen Rallyefahrzeuge auch durch das Sauerland. Nach einer kurzen Kaffeepause in Warstein ging es dann weiter über Freienohl und Grevenstein in Richtung Märkischer Kreis zum Etappenziel nach Köln. Überall an den Durchfahrtstrecken standen Besucher und applaudierten dem vorbeifahrenden Rallyetross. Die „NSU-Freunde Sundern“ zum Beispiel, die in Grevenstein (Stadt Meschede, Hochsauerlandkreis) zahlreiche Oldtimer am Streckenrand ausgestellt hatten, wurden von den Rallyeteilnehmern fröhlich winkend im Vorbeifahren gegrüßt. Bei der jetzigen Neuauflage der Olympia-Rallye waren auch zehn Fahrer von früher mit dabei. Einer der zehn Piloten von 1972 ist Walter Röhrl, der spätere zweifache Rallye-Weltmeister. Bei der Olympia-Rallye sorgte der heute 75-jährige Regensburger das erste Mal für Aufsehen. Auf einem privat eingesetzten Ford Capri sorgte „der Lange“, wie sein häufig verwendeter Spitzname aufgrund seiner Körpergröße von 1,96 Meter lautet, erstmals für Aufsehen. Der da noch unbekannte Röhrl fuhr in zahlreichen Wertungsprüfungen so gute Zeiten, dass diese vom offiziellen Presseteam angezweifelt und gestrichen wurden, bevor die Ergebnislisten veröffentlicht wurden. Kurz vor dem Ziel schied Walter Röhrl mit einem Defekt am Ford Capri aus. Nach der Olympia-Rallye bekam er einen ersten richtigen Profivertrag von Opel. Wie vor 50 Jahren ist Walter Röhrl auch beim Revival wieder mit seinem Ford Capri mit der Startnummer 23 unterwegs, als Botschafter und Zeitzeuge. Als Co-Pilot des zweimaligen Weltmeisters ist Enzo Rothfuß, der Sohn seines Beifahrers von 1972, mit an Bord des blau-gelben Capris. Jean-Pierre Nicolas siegte damals übrigens im Alpine Renault A110. Beifahrer des Franzosen war der ehemalige FIA-Präsident und Ferrari-Formel 1-Teamchef Jean Todt, unter anderem auch Teamchef von Michael Schumacher.

Fotos: Arian Nowak und Dietmar Reker